Kunststofffenster haben zweifellos viele Vorteile, doch wer sie eingebaut hat, stellt manchmal fest, dass sie unter bestimmten Wetterbedingungen beschlagen. Das hängt eher selten mit ihrer Qualität, sondern meistens mit Fehlern beim Lüften und schon bei der Installation der Fenster zusammen.
Lüften mit Kunststofffenstern
Ein Vorteil von Kunststofffenstern ist ihre sehr gute Abdichtung. Im Gegensatz zu Holzfenstern lassen sie keinen Luftausstausch durch winzige Ritzen und Holzporen mehr zu. Das macht die Wohnung wärmer, verändert aber auch das Mikroklima, weil sich die Feuchtigkeit im Raum hält. Je nach der Qualität der Dichtungen an den Kunststofffenstern kann sich der Luftaustausch mit der Außenwelt bei geschlossenen Fenstern um das 4- bis 9-Fache verringern. Das erhöht die Luftfeuchtigkeit im Raum, die Fenster beschlagen dadurch. Wie sehr sie beschlagen, hängt von der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsdifferenz zwischen außen und innen ab. Regelmäßiges Lüften beugt diesem Phänomen vor. Die Außenluft kann im Winter relativ trocken sein. Das nehmen wir außen nicht wahr, weil durch die niedrige Außentemperatur die relative Luftfeuchtigkeit außen höher liegt. Strömt aber diese Luft in einen warmen Raum, sinkt dort die relative Luftfeuchtigkeit sehr stark ab. Wir wollen diesen Zusammenhang hier nicht physikalisch darstellen, weil das Grafiken, Tabellen und Formeln erfordern würde. Er stimmt, Sie können das mit einem Hygrometer beim Lüften im Winter selbst überprüfen.
Bei welchen Werten von Temperatur und Luftfeuchtigkeit beschlagen Kunststofffenster?
Kunststofffenster haben einen Fenstertaupunkt, der von den Temperaturen innen und außen sowie der Luftfeuchtigkeit innen abhängt. Holzfenster haben diesen selbstverständlich auch, nur spielt er wegen ihrer Fähigkeit des Luftaustausches nur eine geringfügige Rolle. Am Fenstertaupunkt beschlagen die Scheiben von Kunststofffenstern. Einige Werte für den Fenstertaupunkt sind beispielsweise:
Szenario 1:
- Raumtemperatur: 20 °C
- relative Luftfeuchtigkeit innen: 60 %
- Außentemperatur: -12 °C
Szenario 2:
- Raumtemperatur: 20 °C
- relative Luftfeuchtigkeit innen: 40 %
- Außentemperatur: -18 °C
Es gibt Tabellen, die den Zusammenhang zwischen den drei Werten linear darstellen. Für den Laien genügt die Erkenntnis, dass die Luftfeuchtigkeit im Raum und die Außentemperatur entscheidend das Beschlagen von Kunststofffenstern beeinflussen. An der Außentemperatur lässt sich nichts ändern, während wir die Luftfeuchtigkeit im Raum durch Lüften regulieren können.
Welche Rolle spielt die Konstruktion der Kunststofffenster für ihr Beschlagen?
Kunststofffenster beginnen zu beschlagen, wenn es sich um maximal 8,0 mm dicke doppelt verglaste Einkammerfenster handelt, innen normale Zimmertemperatur herrscht (~20 °C), die Außentemperatur in den Frostbereich sinkt und die Luftfeuchtigkeit innen den Wert von 45 % übersteigt. Dickere Fenster beschlagen erst später, weil sie besser isolieren, doch sie sind auch teurer. Konstruktiv spielt die Qualität des Fensters eine Rolle. Es gibt das Phänomen, dass es von innen (innerhalb der Doppelverglasung) beschlägt. Dann handelt es sich um ein minderwertiges Fenster, das auszutauschen ist. Die Luftfeuchtigkeit dringt in den Raum zwischen den beiden Scheiben der Doppelverglasung ein, was bei qualitativ hochwertigen Fenstern nicht geschieht. Aus dem Raum zwischen den Scheiben ist die Luftfeuchtigkeit nicht mehr herauszubekommen. Fenster aus dem inländischen Fachhandel führen garantiert nicht zu diesem Problem, ihre Qualität ist geprüft. Einige chinesische und osteuropäische Hersteller bieten aber leider minderwertige Kunststofffenster an. Sie locken mit Dumpingpreisen, doch am Ende beschlagen diese Fenster von innen und versperren damit im Winter wochenlang die Sicht. Von solchen Käufen ist abzuraten.
Wie lässt sich das Schwitzen von Kunststofffenstern noch unterbinden?
Qualitativ hochwertige Kunststofffenster können an der Außenseite der inneren Scheibe und sogar leicht am Kunststoffrahmen beschlagen („schwitzen“). Wie dargestellt wäre Lüften eine Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit im Raum zu senken, doch Lüften im Winter kühlt den Raum auch sehr ab, was die Heizkosten erhöht. Es gibt aber einen anderen Weg, die niedrige Temperatur besonders im Fensterbereich zu erhöhen. Sollten sich dort Heizkörper befinden, genügt es, diese ausreichend aufzudrehen. Die Wärme steigt auf und erreicht zuerst die Fensterscheibe. Allerdings kann es dabei Hemmnisse durch die Fensterbank und die Gardinen geben. Daher sind zusätzliche Maßnahmen zu empfehlen:
- Sollten Sie kombiniert mit Heizkörpern unter den Fenstern und weiteren technischen Möglichkeiten heizen (Fußbodenheizung, Infrarotstrahler, Heizlüfter etc.), verwenden Sie beim Beschlagen der Fenster bevorzugt die Heizkörper unter den Fenstern. Reduzieren Sie die Wärmezufuhr der anderen Heizungen. Das könnte den Komfort etwas verringern, weil besonders Fußbodenheizungen und Infrarotstrahler eine wohlige und gleichmäßigere Wärme erzeugen, doch Sie müssen den Kompromiss zwischen Komfort und freier Sicht nach draußen eingehen.
- Ersetzen Sie eine zu breite Fensterbank über den Heizkörpern am Fenster durch eine schmalere, damit die warme Luft wirklich die Fensterscheibe erreicht.
- Verwenden Sie kürzere Vorhänge, damit diese nicht den Luftstrom zwischen dem Heizkörper und der Fensterscheibe unterbinden.
Des Weiteren müssen Sie natürlich sicherstellen, dass die Heizkörper unter den Fenstern gut funktionieren. Entlüften Sie diese gelegentlich und kontrollieren Sie, ob ihre Temperatur den angestrebten Wert erreicht. Luft in der Heizungsanlage verringert deutlich deren Effizienz, was auch die Kosten der Heizung erhöht.
Technische Reduktion der Luftfeuchtigkeit im Raum
Da Lüften hohe Heizkosten verursacht, lässt sich die Luftfeuchtigkeit im Raum auch technisch durch eine Lüftungsanlage reduzieren. Diese kostet zunächst einmal Geld und im Betrieb auch Stromkosten, die aber unter den Heizkosten durch regelmäßiges Stoßlüften liegen. Moderne Häuser und Mietwohnungen sind mit solchen Be- und Entlüftungen ausgestattet. Sie stellen den Lüftungsmodus her, der auch mit Holzfenstern gegeben wäre. Der Standardluftaustausch liegt bei ~30 m²/h. Nach diesem Standard funktionieren die meisten Lüftungsanlagen in modernen Häusern. Die Bewohner können die Anlage selbst einregulieren. Wenn die Kunststofffenster beginnen zu schwitzen, erhöhen Sie einfach etwas den Luftaustausch.
Belüftung über die Zimmertüren
Die Räume eines Hauses erreichen eine unterschiedlich hohe relative Luftfeuchtigkeit wegen ihrer unterschiedlichen Beheizung, dem Aufenthalt von Bewohnern (Menschen und Haustiere) sowie dem Vorhandensein von Zimmerpflanzen. Diese drei Faktoren beeinflussen bei geschlossenen Fenstern die relative Luftfeuchtigkeit im Raum. Sie können also auch die Differenz zwischen der relativen Luftfeuchte in einzelnen Räumen ausnutzen. Hierfür müssen Sie nur darauf achten, dass zwischen der unteren Türkante und dem Boden ein Spalt von ~1,2 bis 1,5 cm existiert. Durch diesen strömt feuchtere Luft in den Raum mit der geringeren relativen Luftfeuchtigkeit. Das kann das Schwitzen der Kunststofffenster ebenfalls unterbinden. Diesen Spalt gibt es manchmal nicht, weil die Türen so gebaut wurden, dass sie zu Zwecken der Wärme- und Schalldämmung auch unten sehr dicht schließen. Den unteren Abschluss bildet dabei in der Regel eine Gummilippe. Wenn Sie diese entfernen, nivelliert sich das Klima zwischen einzelnen Räumen mit dem Ergebnis, dass Ihre Kunststofffenster seltener beschlagen.
Luftaustauschsystem am Kunststofffenster
Es gibt auch Kunststofffenster (oder kombinierte Metall-Kunststoff-Konstruktionen) mit einem integrierten Luftaustauschsystem. Diese Mikroventilationssysteme am Fenster sind noch jung, scheinen sich aber zu bewähren. Sie ermöglichen über den Rahmen eine geringfügige Luftzirkulation zwischen innen und außen, die wie bei Holzfenstern auf natürliche Weise die Luftfeuchtigkeit im Raum einreguliert. Auch das verhindert sehr wirkungsvoll das Schwitzen von Kunststofffenstern. Lassen Sie sich zu so einer Lösung beraten!
Fazit
Es ist wahr: Herkömmliche Kunststofffenster ohne Mikroventilationssystem können bei bestimmten klimatischen Bedingungen zum sogenannten Schwitzen neigen. Das bedeutet: Ihre Scheiben und teilweise auch der Rahmen beschlagen von innen. Das lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen unterbinden. Die eleganteste Lösung ist zweifellos das moderne, sehr hochwertige Kunststofffenster mit integriertem Mikroventilationssystem. Von Käufen minderwertiger Produkte raten wir strikt ab, weil schlimmstenfalls die Doppelverglasung von innen beschlägt und damit den teuren Austausch des Fensters erzwingt.