Lärm macht krank. Er verursacht Hörschädigungen, aber auch für Erkrankungen wie Allergien, Migräne und Schlafstörungen wird er teilweise verantwortlich gemacht. Insbesondere nächtlicher Lärm, der den ruhigen Schlaf behindert, gilt als besonders belastend. Aber was kann man tun, wenn man nun einmal an einer Hauptverkehrsstraße oder an einer Eisenbahnstrecke wohnt?
Schallschutzfenster können helfen
In der Wohnung will der Mensch zur Ruhe kommen, sich wohl fühlen, sich erholen. Durch Dauerlärm wie durch Baustellen, vielbefahrene Straßen oder gar Eisenbahnstrecken in nächster Nähe, Flughafenlärm oder ähnliches wird dies geradezu unmöglich. Zum Teil werden Lärmbelastungen erreicht, die arbeitsschutzrechtlich nicht erlaubt wären. So werden in der Stadt an verkehrsreichen Orten über 70dB gemessen. Schon 30dB lassen uns nicht mehr zur Ruhe kommen und können auf Dauer zu Stresssymptomen wie einem erhöhten Blutdruck führen. Manche Lärmquellen sind vorübergehend, wie die leidigen Baustellen. Aber wer in der Einflugschneise eines Flughafens oder direkt an der Eisenbahn wohnt, kann ein Lied davon singen, dass Lärm in der Wohnung nicht nur den letzten Nerv rauben kann, sondern richtig krank machen kann. Zudem kann Lärm auch direkt das Gehör schädigen. Im Lauf der letzten Jahre sind durch Lärmbelastung hervorgerufene Schwerhörigkeit, zum Teil schon bei Jugendlichen, sowie Tinnitus zu einer Art Volkskrankheit geworden. Und daran ist nicht nur überlaute Musik schuld, sondern vor allem die allgegenwärtige Geräuschkulisse. Ab 85 dB kann ein Geräusch das Gehör schädigen. 90 dB kann ein schwerer LKW erzeugen, ein Flugzeug rund 130 dB. Und leider kann man die Ohren nicht wie die Augen einfach schließen, wenn man zum Beispiel schlafen will. Da wird es zur Herausforderung, wenigstens in der eigenen Wohnung etwas Ruhe einkehren zu lassen.
Fachkundige Ingenieure sagen, dass die Fenster der größte Schwachpunkt sind, was die Schalldämmung von Wohnhäusern angeht. Es lohnt sich also, bei den Fenstern anzusetzen, wenn man etwas für den Schallschutz tun will. In die meisten Wohnungen lassen sich Schallschutzfenster nachträglich einbauen.
Wie funktionieren Schallschutzfenster?
Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass Fenster heutzutage eigentlich immer ein komplizierteres Konstrukt sind als einfach eine eingekittete Fensterscheibe. Zweifach- oder Dreifachverglasungen mit einem Gas oder Vakuum zwischen den Scheiben sind Standard.
Für den Schallschutz einfach die Glasscheiben dicker zu machen, ist naheliegend, aber es reicht nicht aus. Schallschutzfenster haben eine ganz spezielle Konstruktion.
Der Grund liegt darin, wie Schall funktioniert. Schall sind im Prinzip Wellen, die das Glas in Schwingung versetzen. Die Glasscheibe gibt die Schwingung dann an die andere Seite wieder ab. Befindet sich dort das Zimmer, kommt der Schall also dort, etwas gedämpft, wieder an. Befindet sich dort eine andere Glasscheibe gleicher Dicke, schwingt die ebenfalls und gibt dann den Schall an das Zimmer wieder ab.
Der Trick besteht nun darin, unterschiedlich dicke Glasscheiben zu verwenden, damit möglichst wenig Schall weitergegeben wird. Zusätzlich wird die äußere, dickere Scheibe als Verbundscheibe ausgeführt, also aus zwei dünneren Scheiben zusammengesetzt, die mit einer Schallschutzfolie verbunden sind. Die innere Scheibe wird üblicherweise als Isolierglas ausgeführt. Nun haben die Scheiben eine unterschiedliche Schwingungsfrequenz, daher werden Schwingungen – und damit der Lärm – deutlich schlechter weitergeleitet. Zudem sorgt der Abstand dafür, dass weiterer Schall geschluckt wird. Der Zwischenraum ist meistens mit einem Edelgas gefüllt, das dann die Wärmedämmung verbessert.
Grundsätzlich kann man sagen: Je größer der Abstand zwischen den beiden Scheiben ist und je dicker die äußere Scheibe, desto mehr Schall wird geschluckt.
Welche Schutzklassen gibt es und wo sind sie sinnvoll?
Die DIN-Norm DIN 4109 unterteilt Schallschutzfenster in sechs Schallschutzklassen. Die geringste Dämmung gibt die Klasse 1 mit einem Schalldämmmaß von 25 – 29 dB, die höchste die Klasse 6 mit einem Schalldämmmaß von über 50 dB. Dabei kann man davon ausgehen, dass bereits eine Schalldämmung um 10 dB vom menschlichen Ohr deutlich wahrgenommen wird.
Natürlich ist bei einer höheren Schallschutzklasse mit höheren Kosten zu rechnen, zudem müssen die baulichen Gegebenheiten so sein, dass die Fenster auch eingebaut werden können.
Zudem ist das persönliche Ruhebedürfnis nicht nur von Mensch zu Mensch verschieden, sondern auch abhängig vom Wohnbereich, um den es geht. Im Schlafbereich wünschen die Bewohner meistens mehr Ruhe als zum Beispiel in der Küche. So wird für den Schlafbereich ein Richtwert von 20 bis 25 dB angegeben, während es im Arbeitsbereich bis zu 50 dB sein dürfen.
Und dann sind noch die äußeren Umstände verschieden. Je größer der Abstand zur Lärmquelle, zum Beispiel einer viel befahrenen Straße, desto weniger Schallschutz ist nötig. Und je lauter die Lärmquelle, desto mehr.
Hier kann eine Lautstärkemessung innerhalb der Wohnung sinnvoll sein.
Denn ein zu starker Schallschutz ist nicht nur unnötig teuer, sondern er kann auch, gerade in Bereichen wie Küche und Wohnzimmer, ein unangenehmes Gefühl der Isolation hervorrufen.
Wie werden Schallschutzfenster eingebaut?
Schallschutzfenster sollten besonders sorgfältig eingebaut werden, denn eine schlechte Dichtung oder ein alter Fensterrahmen können die Schallschutzwirkung deutlich herabsetzen. Hier ist es sinnvoll, einen Fachmann zu beauftragen. Schallschutzfenster sollten auch über spezielle Lüfter verfügen, die die Schallschutzwirkung erhalten. Sonst droht entweder eine mangelhafte Belüftung der Wohnung oder der unbefriedigende Ausweg, den Schallschutz durch Öffnen der Fenster zu unterlaufen.
Für den Einbau von Schallschutzfenstern gibt es extra eine RAL-Güterrichtlinie, die unbedingt beachtet werden sollte. Da der Schall sich über die Luft fortsetzt, ist vor Allem die richtige Dichtung wichtig. Hohlräume werden mit Mineralwolle ausgestopft, Öffnungen werden versiegelt und zwar nach innen diffusionsdicht, nach außen diffusionsoffen. Das bedeutet, dass Feuchtigkeit nach außen entweichen kann, nicht aber nach innen. Die Versiegelungen müssen dauerelastisch sein. Erst durch den fachgemäßen Einbau gibt das Lärmschutzfenster wirklich so viel Schutz, wie sein Schalldämmmaß verspricht.
Der Fachmann hilft
Wir als Fachmann nehmen nicht nur den Einbau selber vor, wir beraten Sie auch vorher in Allem, was die Lärmschutzfenster angeht. Zudem werden wir mit Ihnen herausfinden, wie hoch die Belastung in Ihrer Wohnung genau ist. Dann wird abhängig von Ihren Wünschen und den ausgewählten Zimmern die richtige Schallschutzklasse ermittelt. Zudem lässt sich durch die Wahl der richtigen Scheiben auch beeinflussen, welche Frequenzen am besten abgedämmt werden.
Wir kennen uns damit aus, wann Sie einen Zuschuss für die Lärmschutzfenster beantragen können. Dies ist häufig der Fall, wenn der Lärm auf neu gebaute oder ausgebaute Straßen oder Schienenwege zurückzuführen ist.
Auch bei einen schalldämmenden Rollladen, der einen weiteren Lärm dämmenden Effekt erzielt, können wir Ihnen helfen.